Denken im Dritten Drittel: Von der Kunst, ratlos zu bleiben
Einleitung: Warum ich schwieg Monatelang habe ich nichts geschrieben. Nicht, weil mir die Worte fehlen, sondern weil ich fürchte, in einer polarisierten Welt als „falsch“ abgestempelt zu werden. Als Kind der DDR, als Unternehmer, Pleitier und Manager habe ich Wandel und Unsicherheit erlebt. Doch die heutige Welt – mit Kriegen, Krisen und gesellschaftlicher Zerrissenheit – übertrifft alles. Wie bleibt man nachdenklich, ohne im Lärm der Meinungen unterzugehen? Dies ist ein Plädoyer für die Kunst der Ratlosigkeit. Eine Welt aus den Fugen Krieg in der Ukraine, Konflikte im Nahen Osten, Krisen in Afrika – die Nachrichten spucken täglich neue Herausforderungen aus. Doch während die Medien sich auf bestimmte Konflikte fokussieren, bleiben andere, wie im Sudan oder Kongo, oft unbeachtet. Es scheint, als zählten Menschen erst, wenn sie an Europas Grenzen stehen. Diese Selektivität verunsichert: Was ist wichtig? Was wird verschwiegen? Auch hierzulande spüren wir die Spaltung. Misstrauen wächst –...