Über mich
Darf ich vorstellen? Camillo, Nicole und Jürgen. Letzterer bin ich. Geboren wurde ich 1963, also vor ungefähr 61 Jahren, in einem Land, dass es nicht mehr gibt. Passiert nicht so vielen in der Welt, dass ihr Geburtsland verschwindet. Mir ist es passiert und mit mir weiteren 17 Millionen Menschen aus der ehemaligen DDR. Heute, eineinhalb Generationen später, spielt das kaum noch eine Rolle. Zu viel ist geschehen, zu turbulent war alles. Aber das Leben war gut. So gut, wie ich es mir in den 26 Jahren im „real existierenden Sozialismus“ nicht hätte ausmalen können.
Aber wer bin ich, und wie bin ich zu dem geworden, der ich heute bin? Lassen wir die Fakten sprechen: Geboren und aufgewachsen bin ich in Gotha, Thüringen, einer Stadt, die damals mit ihren 60.000 Einwohnern als prosperierender Standort galt. Meine Kindheit war geprägt von engen Familienbanden und vielen Freunden.
Schon früh war ich sportlich aktiv. Körperliche Ertüchtigung war in der DDR nicht nur ein Hobby, sondern eine Lebensphilosophie. Nach der Schule folgte eine Lehre als Baufacharbeiter, was naheliegend war – schließlich hatte das Handwerk in meiner Familie Tradition. Gleichzeitig war es eine kluge Entscheidung, denn im Sozialismus waren handwerkliche Fähigkeiten so etwas wie eine Ersatzwährung. Anschließend ging ich drei Jahre zur Armee. Diese Zeit hat mich auf eine eigenwillige Art geformt, denn ich lernte nicht nur Disziplin, sondern auch, wie man kämpft und tötet. Damals fühlte sich das mächtig an – heute sehe ich es mit gemischten Gefühlen.
Mit meinem Ingenieurabschluss in der Tasche erlebte ich die letzten Atemzüge der DDR. Leistung lohnte sich nicht mehr, die Menschen hatten genug – und der gesellschaftliche Wandel begann. Mit der Wiedervereinigung wurde das Leben plötzlich aufregend und unvorhersehbar. Und in den Kneipen gab es Westbier. Mein Bruder und ich beschlossen an einem Billardtisch, ein Bauunternehmen zu gründen. Was wir anpackten, funktionierte: Innerhalb weniger Jahre hatten wir über 150 Mitarbeiter und bauten erfolgreich auf dem Fundament der Wiedervereinigung. Doch der Erfolg endete abrupt. 1998 führte eine Kollision mit dem Finanzamt in die Insolvenz. Es war ein harter Schlag, der 150 Menschen ihre Jobs kostete und uns mit 7-stelligen Schulden zurückließ.
Diese Krise hat uns tief geprägt. Mein Bruder begann ein neues Kapitel als Tischlermeister, und ich wagte den Schritt ins Ausland. Von der Schweiz über Südafrika bis Neuseeland lernte ich nicht nur neue Kulturen kennen, sondern wurde zu etwas, das ich mir hinter dem Eisernen Vorhang nie hätte vorstellen können: ein Globetrotter. Seit 2014 bin ich nun in der Schweiz, aber Ende 2025 ist die Rückkehr in die Heimat geplant. Die beiden auf dem Bild neben mir warten schon im neuen Zuhause. Dort wollen wir das „dritte Drittel“ unseres Lebens in Angriff nehmen.
Was gibt es noch zu wissen? Mein Leben war eine bunte Mischung aus Höhen und Tiefen: zwei gescheiterte Ehen, zwei großartige Kinder, ein Leben als Millionär – und als Pleitier. Nach einem Nervenzusammenbruch nahm ich mir 18 Monate Zeit für eine Weltreise, die mir neuen Mut und neue Perspektiven auf das Leben schenkte. Ich habe ein Buch geschrieben, viele Bäume gepflanzt, zahlreiche Häuser gebaut, Freundschaften geschlossen – und manchmal Menschen enttäuscht. Es war ein reiches, vor allem abwechslungsreiches Leben, das mich immer in Bewegung hielt.
Und jetzt soll ich tatsächlich in den „Ruhestand“ gehen? Der Gedanke beschäftigt mich schon eine Weile, und eines ist klar: Das wird nicht passieren. Weder fühle ich mich müde noch ruhebedürftig. Im Gegenteil: Ich bin überzeugt, dass Menschen in meinem Alter noch viel zu geben haben – als Mentoren, Ideengeber oder aktive Gestalter. Warum also nicht das „dritte Drittel“ zur spannendsten Lebensphase machen?
Hier möchte ich genau darüber schreiben: Wie gestalten wir diese Phase, damit sie reich an Sinn und Lebensfreude wird? Wie kann man anderen Mut machen, die wie ich keine Lust auf den klassischen Ruhestand haben? Mein Ziel ist es, eine Plattform für Ideen, Inspiration und Austausch zu schaffen, auch für andere. Denn das „dritte Drittel“ verdient einen neuen Namen, neue Inhalte – und vor allem eine neue Qualität.
Ich freue mich darauf, mit euch diese Reise zu beginnen.
Hier möchte ich genau darüber schreiben: Wie gestalten wir diese Phase, damit sie reich an Sinn und Lebensfreude wird? Wie kann man anderen Mut machen, die wie ich keine Lust auf den klassischen Ruhestand haben? Mein Ziel ist es, eine Plattform für Ideen, Inspiration und Austausch zu schaffen, auch für andere. Denn das „dritte Drittel“ verdient einen neuen Namen, neue Inhalte – und vor allem eine neue Qualität.
Ich freue mich darauf, mit euch diese Reise zu beginnen.