Kann man nach Glück streben? Und darf man das überhaupt?
Von historischen Idealen zur persönlichen Erfüllung
Am 12. Juni 1776 entstand in Williamsburg ein Text, der die Welt verändern sollte: Die Virginia Declaration of Rights. Als erste systematische Zusammenstellung von Bürgerrechten wurde sie zur Blaupause für die US-amerikanische Unabhängigkeitserklärung, die Bill of Rights und sogar die französische Verfassung. Ihr erster Artikel formuliert eine revolutionäre Vision:„Alle Menschen sind von Natur aus frei und unabhängig. Sie besitzen das Recht auf den Genuss des Lebens und der Freiheit, den Erwerb und Besitz von Eigentum und das Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit.“
Glück als Menschenrecht – eine Utopie?
In einer Welt, die noch von Leibeigenschaft und absoluten Monarchien geprägt war, klangen diese Worte wie reine Fantasie. Selbst in der „Neuen Welt“ blieben sie für viele (insbesondere Sklaven) zunächst leer – doch die Idee war gesät. Heute, 249 Jahre später, wirkt der Text erschreckend aktuell: Trotz technologischen Fortschritts wird Glück zur Mangelware in einer komplexen, ängstlichen, überforderten Gesellschaft. Ein Boom für Gurus und Selbstoptimierungsangebote – doch die wahre Antwort liegt vielleicht woanders.
Das zweite Drittel: Hedonismus und Erfolgsstreben dominieren – Spaß und Status werden zur Währung des mittleren Alters.
Das drittete Drittel: Die Frage „Was bleibt?“ drängt sich im dritten Drittel auf. Materielle Freuden verlieren an Reiz, stattdessen wächst das Bedürfnis nach Sinn – nach dem „guten Leben“.
Doch was ist dieses rätselhafte „gute Leben“? Klischees zeigen Villen, perfekte Familien und üppige Bankkonten. Die Realität ist simpler: Es braucht gerade genug, um Grundbedürfnisse zu decken. Wie schon Eulenspiegel wusste: „Zuviel zerreißt den Sack.“ Entscheidend wird, worauf wir im dritten Lebensakt oft schmerzhaft stoßen: Soziale Wärme.
Geld ≠ Glück? Die Psychologie der Zufriedenheit
„Hätte ich nur mehr Geld, dann…“ – diesen Gedanken kennt jeder. Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und Pionier der Verhaltensökonomie, entzauberte die Formel: Seiner Studie zufolge steigt die Lebenszufriedenheit zwar mit dem Einkommen – aber nur bis etwa 60.000 Euro jährlich. Danach stagniert sie. Der Grund? Höhere Gehälter erfordern mehr Arbeit, weniger Freizeit und oft den Verlust sozialer Bindungen. Doch genau diese Beziehungen – zu Familie, Freunden, Gemeinschaft – sind es, die uns langfristig erfüllen.Drei Akte und das gute Leben
Das erste Drittel: Geborgenheit und Sicherheit prägen unser Glücksempfinden in der Jugend.Das zweite Drittel: Hedonismus und Erfolgsstreben dominieren – Spaß und Status werden zur Währung des mittleren Alters.
Das drittete Drittel: Die Frage „Was bleibt?“ drängt sich im dritten Drittel auf. Materielle Freuden verlieren an Reiz, stattdessen wächst das Bedürfnis nach Sinn – nach dem „guten Leben“.
Doch was ist dieses rätselhafte „gute Leben“? Klischees zeigen Villen, perfekte Familien und üppige Bankkonten. Die Realität ist simpler: Es braucht gerade genug, um Grundbedürfnisse zu decken. Wie schon Eulenspiegel wusste: „Zuviel zerreißt den Sack.“ Entscheidend wird, worauf wir im dritten Lebensakt oft schmerzhaft stoßen: Soziale Wärme.
Einsamkeit als moderne Epidemie – und wie wir ihr begegnen
Während junge Jahre von Kontakten überquellen, wird später vieles stiller: Kinder ziehen aus, Freunde wandern ab, der Berufsalltag endet. Plötzlich stehen Fragen im Raum: Reicht die Rente? Hält die Partnerschaft? Wer bin ich ohne Rolle im System? Gegen die Leere formieren sich neue Ideen – etwa generationenübergreifende WGs oder Co-Living-Konzepte. Der Kern bleibt jedoch stets derselbe: Glück entsteht im Miteinander, nicht im Besitz.Zurück zu George Mason: Warum die Virginia Declaration heute aktueller denn je ist
Der Text von 1776 benennt, was uns bis heute umtreibt: Freiheit, Sicherheit, das Streben nach Glück. Doch während die Gründerväter Rechte einforderten, müssen wir heute lernen, sie klug zu nutzen. In einer Welt voller Ablenkungen und falscher Versprechen geht es nicht um immer mehr – sondern darum, Wesentliches zu erkennen.Vielleicht liegt das wahre „gute Leben“ genau dort, wo wir aufhören, danach zu suchen: Im Akzeptieren der Unvollkommenheit, im Pflegen von Beziehungen – und im Mut, Glück immer neu zu definieren.
Danke fürs Lesen und ein Like ↙️🙏😊
Jürgen