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Lanz & Precht – und der merkwürdige Taumel meines Landes

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Zum 01.01.26 kehre ich nach Deutschland zurück. Fünfzehn Jahre fern der Heimat – zuerst Neuseeland, dann Schweiz – hatten mich politisch fast taub gemacht. Dort draußen war Deutschland ein fernes Rauschen. Doch nun beginnt mein „drittes Drittel“, der Lebensabschnitt, den ich zum besten von allen machen will. Genau darum suche ich förmlich nach den guten Dingen, nach denen, die die Stimmung, das Leben und die Zuversicht pushen. Und ausgerechnet jetzt taumelt das Land, aus dem ich einmal aufgebrochen bin. Es gerät in eine Schieflage, die mich fassungslos macht. Vielleicht höre ich deshalb genauer hin, was Politiker, Experten, Journalisten und selbsternannte Moralapostel so absondern. Ich stütze mich dabei bewusst auf einen breiten medialen Input: Ja, Lanz und Precht gehören dazu – beide links der Mitte, aber immer auch bereit zu anderen Blickwinkeln. TAZ und Spiegel kommen genauso auf den Teller wie Nius oder Kontrafunk. International lese ich Global Times, Al Jazeera, RT, The Kyiv Indep...

Denken im Dritten Drittel: Von der Kunst, ratlos zu bleiben

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Einleitung: Warum ich schwieg Monatelang habe ich nichts geschrieben. Nicht, weil mir die Worte fehlen, sondern weil ich fürchte, in einer polarisierten Welt als „falsch“ abgestempelt zu werden. Als Kind der DDR, als Unternehmer, Pleitier und Manager habe ich Wandel und Unsicherheit erlebt. Doch die heutige Welt – mit Kriegen, Krisen und gesellschaftlicher Zerrissenheit – übertrifft alles. Wie bleibt man nachdenklich, ohne im Lärm der Meinungen unterzugehen? Dies ist ein Plädoyer für die Kunst der Ratlosigkeit. Eine Welt aus den Fugen Krieg in der Ukraine, Konflikte im Nahen Osten, Krisen in Afrika – die Nachrichten spucken täglich neue Herausforderungen aus. Doch während die Medien sich auf bestimmte Konflikte fokussieren, bleiben andere, wie im Sudan oder Kongo, oft unbeachtet. Es scheint, als zählten Menschen erst, wenn sie an Europas Grenzen stehen. Diese Selektivität verunsichert: Was ist wichtig? Was wird verschwiegen? Auch hierzulande spüren wir die Spaltung. Misstrauen wächst –...

Kann man nach Glück streben? Und darf man das überhaupt?

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Von historischen Idealen zur persönlichen Erfüllung Am 12. Juni 1776 entstand in Williamsburg ein Text, der die Welt verändern sollte: Die Virginia Declaration of Rights. Als erste systematische Zusammenstellung von Bürgerrechten wurde sie zur Blaupause für die US-amerikanische Unabhängigkeitserklärung, die Bill of Rights und sogar die französische Verfassung. Ihr erster Artikel formuliert eine revolutionäre Vision: „Alle Menschen sind von Natur aus frei und unabhängig. Sie besitzen das Recht auf den Genuss des Lebens und der Freiheit, den Erwerb und Besitz von Eigentum und das Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit.“ Glück als Menschenrecht – eine Utopie? In einer Welt, die noch von Leibeigenschaft und absoluten Monarchien geprägt war, klangen diese Worte wie reine Fantasie. Selbst in der „Neuen Welt“ blieben sie für viele (insbesondere Sklaven) zunächst leer – doch die Idee war gesät. Heute, 249 Jahre später, wirkt der Text erschreckend aktuell: Trotz technologischen Fortsch...

Tun und Sein

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Aufwachen ist jeden Tag anders. Heute weicht der Schlaf dem Wachsein in kleinen Wellen. Das Licht des Tages drängt sich zuerst als Funke, dann in Schüben durch meine Lider. Nach einem Weilchen ist es hell. Links neben mir liegt verstrubbeltes braunes Haar, aus dem ein Paar braune Augen lächelt, als hätten sie mein Wachwerden beobachtet. Das Lächeln wird Lachen und geht in eine Umarmung über und die in ein Ringkämpfchen. Nicole gewinnt dabei den ersten Platz in der morgendlichen Badnutzungsreihenfolge (weil ich sie lasse 😉). „Zur Strafe“ muss ich Kaffee machen. Seit wir diese sündteure Mühle aus dem Schwarzwald haben, wird der Espresso immer schön frisch gemahlen. Per Handkurbel. Zuerst fand ich das blöd, weil ... es dauert. Seit wir aber der Zeit die Herrschaft über unsere Leben Stück für Stück abknöpfen, darf Kaffee mahlen dauern, genau wie viele andere Dinge, die „Weile wollen“, um gut zu werden. Nach wenigen Minuten schnorchelt die „Bialetti“ leise auf dem Herd. Die achteckige Kann...

Wirksam werden

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Es war 1981, mein erstes Lehrjahr als Baulehrling. Wir lernten Mauern. Bis zu diesem Tag hatten wir nur mit Sand gearbeitet, um unsere Übungswände am Ende des Tages wieder einreißen zu können. Doch heute wurde es ernst: Ziegel, Mörtel, Kelle, Wasserwaage, Hammer und Schnur lagen bereit. Die Anspannung ließ mich sogar die Pause vergessen. Am Abend standen zwei Wände dort, wo vorher nichts war – eine 24 cm dick, die andere 11,5 cm. Sie sollten später den Eingang zu einer Garderobe bilden. Ich staunte über mich selbst. Zum ersten Mal spürte ich bewusst, was es bedeutet, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Meine Arbeit hatte einen Sinn, ich hatte etwas bewirkt. Es war das erste Mal, dass ich diese besondere Verbindung zu meinem Tun wahrnahm – das Gefühl, „wirksam“ zu sein. Ich beschloss, es mir zu merken. Selbstwirksamkeit – Die Wissenschaft dahinter Dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit wurde in vielen Studien untersucht. Die Erkenntnisse lassen sich so zusammenfassen: Menschen, die...